Emotionen und Sport

Individuelle emotionale Aspekte
(aktive und passive Form)

Die aktive Form Sport führt zu ähnlichen körperlichen Erlebnissen („sensations“), wie sie auch mit emotionaler Aktivierung einhergehen. Puls und Blutdruck steigen, Schweiß tritt auf die Haut, der Muskeltonus erhöht sich. Man spürt bei größerer Belastung das Herz im Hals schlagen. Es kommt zu einem starken Erleben des Körpers, und einer Aktivierung des Körperschemas als psychischer Repräsentanz des Körpers. Das kann mit einem Erleben von Kraft und Stärke einhergehen. Hinzu kommt das Erleben einer umfassenden körperlichen Müdigkeit, die alle Glieder erfasst und die sich von der Müdigkeit, wie sie durch Schreibtischarbeit entsteht, deutlich unterscheidet.

Lerntheoretisch können diese Erfahrungen – neben zu Beginn oft schnellen Leistungszuwächsen – zu Verstärkern werden, die das Training fördern. Die Gefahr der Übermotivation besteht allerdings auch und endet nicht selten in frühen Verletzungspausen und einem Abbruch der sportlichen Tätigkeit.

Psychische Störungen gehen gelegentlich mit der Fehlinterpretation körperlicher Sensationen einher. So kann die Wahrnehmung des Herzschlags zu panikartigen und teufelskreis-artigen Reaktionen führen. Die Erfahrungen aus der sportlichen Tätigkeit bieten dem Patienten hier alternative Interpretationen an. Er kennt jetzt die Situation, dass das Herz stärker schlägt aus einer positiven unbelasteten Situation. Hinzu kommt, dass sich nach und nach ein positiveres Körperbild und Vertrauen in die Funktion des Körpers herausbilden kann.

Vor allem bei der aktiven Form treten auf:

  • Narzisstische Freude am Funktionieren des Körpers
  • Befriedigung zwanghafter Tendenzen durch das Einhalten vorgegebener Pläne (Trainingspläne). „Halte dich an den Plan und alles wird gut“.
  • Sozialer Kontakt bei Mannschaftssport oder Gruppentraining.
  • Kräftevergleich –> Freude, Stolz, Scham, Trauer, Unzufriedenheit

Sport als Zuschauer

In der passiven Form vor allem bei kompetitiven Sportarten, in denen es einen Sieger gibt, speist sich die emotionale Aktivierung aus der Identifikation mit einem Sportler oder einer Mannschaft. Die Identifikation kann mehr oder weniger stark sein und durch verschiedene Aspekte entstehen. Betont wird oft die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe (Sportler oder Mannschaft der Stadt, der Nation). Es kann aber auch die Anerkennung einer Sportlerpersönlichkeit oder Biografie sein, die den Zuschauer mitfiebern lässt. Emotionen enstehen, wenn Ziele betroffen sind, entweder positiv, gefördert oder negativ, behindert. Das zentrale Ziel im kompetitiven Sport ist der Sieg oder eine gute Platzierung (kulturelle Unterschiede). Freude und Trauer bei Zielerreichung/Niederlage. Ärger, Verachtung und Aggression bei als unfair wahrgenommenen Verhaltensweisen und Entscheidungen.

Vor allem bei Mannschaftssportarten besteht die Hauptfunktion in einer ritualisierten, aggressionsfreien oder zumindest regulierten Form eines Kräftemessens zwischen Bezugsgruppen. Diese sublimierte Form der Austragung eines Grundkonflikts zwischen Stammesgruppen wird allerdings auch häufig durch konkrete Anwendung von Gewalt kurzgeschlossen. Die dünne Haut der kultivierten Auseinandersetzung ist oft eben nur dünn.

Es können auch ästhetisierende Aspekte hinzukommen, wie z.B. das perfekte Zusammenspiel der Akteure, des “Teams” oder auch spektakuläre Einzelaktionen („Die Schönheit dieses oder jenen Sports“)

Die Emotionen des Zuschauers und die physiologischen Korrelate können wie bei der aktiven Form ausgeprägt sein. Allerdings fehlt das körperliche Abreagieren.

 

 

 

 

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